Dienstag, 14. Februar 2017

Krähe und Bär. Die Sonne scheint für uns alle.



Der Bär lebt in einem Zoo. Mehrmals täglich bekommt er einen Eimer Futter hingestellt, schläft oder trottet im Kreis durch das Gehege. Er langweilt sich, sehnt sich nach Freiheit und nach einem Leben jenseits dieser Mauern. Eine Krähe kommt zu Besuch, um sich einen Futterrest zu stibitzen, denn sie hat unfassbaren Hunger. Sie lebt in Freiheit, kann fliegen wohin sie will, aber hat jeden Tag einen harten Kampf ums Überleben zu führen. Essen und Sicherheit sind ihr größtes Begehren. Beim Versuch sich am Futter des Bären zu bedienen, stürzt sie in dessen „Swimming Pool“ und wäre fast ertrunken, wenn der Bär nicht eingegriffen hätte. Nach anfänglichen Streitereien schließen die beiden Freundschaft. Da sie beide die Vorzüge des Lebens des Anderen sehen, tauschen sie eines Tages die Körper und machen so auch Bekanntschaft mit den Nachteilen. Ja, der Rasen des Nachbarn ist nicht wirklich grüner und die Sonne scheint für alle. Leider ist es aber das Problem vieler Menschen nur das zu sehen, was sie nicht besitzen, statt sich über das zu freuen, was sie haben.


Die Charaktere sind beide absolut sympathisch, wenn auch sehr verschieden: der Bär leicht brummig, aber mit einen ganz eigenen Humor ausgestattet und die Krähe frech, lustig und kreativ. Das Buch ist so witzig und der große Räuber (gerade 7 geworden) ständig am Kichern. Die unterschiedlichen Schriftfarben machen es dem Vorleser einfach, Krähe und Bär unterschiedliche Stimmen zu geben. Bei anderen Büchern verhaspel ich mich da schon mal, weil ich den Satz in der falschen Stimmlage anfange. Auch die Schriftgröße variiert in den Dialogen. Hier hat der Verlag wirklich ganz tief in die Gestaltungstrickkiste gegriffen und es dem Vorleser leicht gemacht. Auch für Erstleser sind die abwechslungsreiche Gestaltung und die vielen bunten Bilder eine gute Motivation. Die Illustrationen fangen Stimmung und den Charakter der Tiere perfekt ein und machen das Buch zu einem top ausgestatteten Highlight! 



Mein Sohn war mit dem Ende nicht ganz zufrieden, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Er hätte sich es etwas anders gewünscht, auch wenn am Ende die Freundschaft siegt. Dieses Buch ist nicht nur witzig, sondern auch tiefsinnig und lädt zum Diskutieren über ganz viele Aspekte ein z.B. über Freundschaft, über Neid, über das Leben an sich oder auch über die Tierhaltung in Zoos. So regt es auch den erwachsenen Leser zum Nachdenken an. Und ich freue mich immer, wenn es einem Kinderbuch gelingt, auch den erwachsenen Vorleser zu erreichen!


„Krähe und Bär“ von Martin Baltscheit ist 112 Seiten dick, beim Dressler Verlag erschienen, ab etwa 6 Jahren zu empfehlen und für 12,99 EUR unter der ISBN 978-3791500256 im Buchhandel erhältlich.

1 Kommentar:

  1. Liebe Suse,
    Ich kann deine worte nur bestätigen. Das ist ein Vorlesebuch, von dem auch die Erwachsenen etwas haben. Meine Kinder waren in Bezug auf den Humor hin und hergerissen. Sie finden ein Kinderbuch, in dem so viel geflucht wird, ein wenig befremdlich. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich es deswegen verwerflich finde.
    Liebe Grüße
    Anna

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